Russisch Inkasso


„Ihr Schuldner muss kein russisch können, er wird uns auch so verstehen“

© A.Savin, Wikimedia Commons
© A.Savin, Wikimedia Commons
Russisch Inkasso – was ist dran an dieser Geschichte und wie verhält es sich rein rechtlich? Gibt man bei Google den Begriff “Russisch Inkasso“ ein, dann zeigt Google ungefähr 34.900 Ergebnisse an (Abfrage am 15. Januar 2016). Darunter finden sich Seiten wie: Moskau Inkasso (www.moskau-inkasso.com), Inkasso Russisch (www.russen-inkasso.com), oder auch Geld eintreiben (www.geld-eintreiben.de). Auf einen Teil dieser Internetseiten und die Aussagen die dort getroffen werden wird in diesem Artikel an späterer Stelle nochmals eingegangen.

Russisch Inkasso wird verbunden mit den folgenden Aussagen, die damit spielen, dass dort Methoden angewandt werden, die den Schuldner dazu bringen lieber zu bezahlen, als nochmals damit konfrontiert zu werden:

  • Ihr Schuldner muss kein russisch können, er wird uns auch so verstehen.
  • Inkasso russisch. Geld eintreiben auf russische Art, wecken Sie bei Schuldnern einen unzähmbaren Rückzahlungswunsch.
  • Schuldner möchten nicht, dass wir wiederkommen.

Eines vorneweg: Wer in Deutschland Inkasso betreiben möchte, der muss eine entsprechende Genehmigung nach dem Rechtsdienstleistungsgesetz vorweisen; diese Genehmigung ist verbunden mit einem Sachkundenachweis. Im Impressum einer Internetseite, die explizit die Dienstleistung Inkasso, Forderungseinzug oder Wiederbeschaffung von Geld anbietet, ist diese Genehmigung anzugeben, so dass ein Gläubiger oder Schuldner nachvollziehen kann, ob es sich um einen zugelassenen Anbieter handelt. Fehlt diese Angabe, so muss ein Gläubiger regelmäßig davon ausgehen, dass er entweder betrogen wird oder sich strafbar macht, bei einer Beauftragung des entsprechenden Anbieters. (Dies gilt auf alle Fälle bei einem Forderungseinzug bzw. Inkasso in Deutschland, in Drittländern mag das rechtlich etwas anders aussehen).


Inkassobüro suchen


In Deutschland zugelassene Inkassounternehmen verdienen ihr Geld damit, dass sie eine Dienstleistung anbieten, nämlich den Forderungseinzug bzw. die Beitreibung von offenen Rechnungen im Rahmen des gesetzlich Möglichen. Als Gläubiger kann man sich darauf verlassen, dass das beauftragte Inkassobüro mit allen legalen Möglichkeiten daran arbeitet, die offene Forderung zu realisieren. Sich an die gesetzlichen Vorgaben zu halten ist auch ein Kriterium für eine Mitgliedschaft zum Beispiel im BDIU Bundesverband deutscher Inkassounternehmen e.V., der diese Voraussetzung in seiner Satzung festgeschrieben hat.

Wenn also jemand mehr anbietet, als sie typischen deutschen Inkassobüros, so wird unterschwellig suggeriert, dass mit Methoden gearbeitet wird, die nicht legal sind. Ein Gläubiger der so etwas in Auftrag gibt, muss damit rechnen, dass er sich in absehbarer Zeit mit der Staatsanwaltschaft auseinandersetzen muss, da Nötigung in Deutschland ein Straftatbestand ist und der Auftraggeber sich mit strafbar macht.

Woher kommt denn der Begriff Russisch Inkasso

Nun, viele Gläubiger bekommen einen dicken Hals, wenn sich eine Forderung nicht realisieren lässt. Da kommt ein vermeintlich mit harten Bandagen arbeitendes Inkasso-Team gerade recht. Hartnäckig hält sich die Vorstellung des brutalen Geldeintreibers, der sich mit seiner Aktivität am Rande der Legalität bewegt. Medienberichte, die mit Russen Inkasso oder Moskau Inkasso ein völlig falsches Bild der Inkassounternehmen vermitteln sind an dieser Vorstellung nicht ganz unbeteiligt. Seriöses Forderungsmanagement hat mit solchen Methoden allerdings nichts zu tun.

Vermutlich durch Werbemaßnahmen dieser nicht seriösen und zugelassenen Firma zusammen mit dem Wunsch von vielen Gläubigern – endlich die geeigneten Mittel zu besitzen und dem Schuldner mal so richtig auf den Zahn zu fühlen – ist dieser Mythos entstanden.

Im Jahr 2008 wurde vor der 33. Zivilkammer des Landgerichts Köln ein Verfahren gegen die Firma ITM (Inkasso Team Moskau) verhandelt. Der Eigentümer und Betreiber der Firma Werner Hoyer hatte in den Jahren davor mit genau den Vorstellungen, die dann auch als Stereotyp unter dem Begriff Russisch Inkasso verstanden werden, versucht, eine Inkassodienstleistung am Markt unterzubringen. In diesem speziellen Fall jedoch wurde vorgegaukelt man habe einen bundesweiten Außendienst, der mit diesen Methoden Not leidende Forderungen realisiert. Dies war nicht der Fall, weshalb er dann auch wegen Betruges verurteilt wurde. Im Rahmen dessen wurde ihm auch untersagt, in Zukunft weiterhin Inkassodienstleistungen anzubieten.

„Die Geschäftstätigkeit der Beklagten ist ersichtlich darauf angelegt, durch Drohungen mit körperlicher Gewalt oder deren Anwendung Forderungen einzuziehen. Signalisiert wird eine entsprechende Skrupellosigkeit, ein Drohpotenzial zum Einsatz zu bringen ohne Rücksicht darauf, ob diese Vorgehensweise gemäß §§ 240, 253 StGB als kriminell einzustufen ist oder nicht. Dementsprechend richtet sich auch die Werbung der Beklagten an solche potentiellen Kunden, die meinen, mit einer der Rechtsordnung entsprechenden Vorgehensweise ihr Ziel nicht erreichen zu können bzw. die meinen, eine Erfolglosigkeit einer nach den gegebenen rechtsstaatlichen Regeln betriebenen Vollstreckung nicht hinnehmen zu müssen.

Die Behauptung der Beklagten, sie leisteten nur vorbereitende Ermittlungsarbeit ist ersichtlich unwahr und zeigt, dass die Beklagten auch im Prozess die notwendige Skrupellosigkeit aufbringen, um die Grenze zur kriminellen Handlung –hier: versuchter Prozessbetrug- zu überschreiten. Nicht widerlegte Indizien für diese Überzeugungsbildung der Kammer ergeben sich aus den im Prozesse vorgelegten unstreitigen Werbematerialien der Beklagten sowie den ebenfalls unstreitig von ihnen verwendeten Geschäftsunterlagen.

Die Bezeichnungen „XXX-Inkasso“ bzw. „Inkasso Team XXX“ in Verbindung mit Werbeaussagen wie „Ihr Schuldner muss kein russisch können – er wird uns auch so verstehen“ bzw. „Schuldner möchten nicht das wir wiederkommen“ kombiniert mit Abbildungen des Beklagten zu 2) und ihn begleitende Männer, die bestenfalls den Eindruck eines straff organisierten Schlägerkommandos vermitteln, können und sollen allein potentiellen Auftraggebern die Aussage vermitteln, dass die Beklagte zu 1) und ihre Mitarbeiter schon die „Außenstände“ und „uneinbringlichen Forderungen“ beitreiben werden, die diese bislang legal nicht realisieren konnte.“

Quelle: http://www.lhr-law.de/magazin/kurioses-und-interessantes/ihr-schuldner-muss-kein-russisch-konnen-er-wird-uns-auch-so-verstehen

Interessante weitere Informationen zu diesem Fall finden sich auch in einem alten Artikel des Magazins Stern der unter folgendem Link abrufbar ist:
http://www.stern.de/wirtschaft/news/geldeintreiber-in-not-wenn-die-russen-masche-auffliegt-3264626.html


Inkassobüro finden


Der Mythos Russen Inkasso oder Moskau Inkasso, also Inkasso am Rande der Legalität wird weiterhin von einer Reihe Inkassodienstleistungen (ohne die nötige Zulassung) über Internetseiten kultiviert. Ein paar Beispiele folgen.

Russen Inkasso – Beispiele

Geld eintreiben (www.geld-eintreiben.de)


Diese Internetseite wird von einer Firma namens ZAK Inkasso Group Corp. Europa betrieben, deren Servicebüro Europa in Singen am Bodensee in einem Hinterhaus (steht so explizit im Impressum) betrieben wird. Hier wird ganz eindeutig damit geworben, Inkasso Geldeintreibung zu tätigen: „wir holen ihr Geld zurück.“ Und das alles ohne Sachkundenachweis und ohne Zulassung, eine unabdingbare Voraussetzung in Deutschland zum Gewerbe nachzugehen.

Das Amtsgericht Celle entschied bereits 2005, dass ein Inkasso-Unternehmen, das Forderungen ohne Erlaubnis eintreibt, ordnungswidrig handelt.

„ZAK Inkasso geht andere Wege als herkömmliche Inkasso Unternehmen, und kümmert sich speziell um solche Fälle, wo Rechtsanwälte und herkömmliche Inkassounternehmen nicht weiter kommen.Wo selbst Gerichtsvollzieher ins leere laufen haben wir noch große Chancen.“

Zitat von www.geld-eintreiben.de (abgerufen am 15.01.2016)

Wenn also herkömmliche Inkassounternehmen alle legalen Wege und Möglichkeiten ausschöpfen, um notleidende Forderungen zu realisieren, dann kann obiges Zitat nur heißen: wir realisieren ihre Forderung jenseits der legalen Methoden. Jeder der diese Firma beauftragt muss sich bewusst sein, dass er sich ab Kontakt zum Schuldner mit einem Bein Gefängnis befindet.

Noch eine kleine Anmerkung zum Schluss:

„Die auf der ZAK Inkasso Group Corp. Europa Webseite bereitgehaltenen Informationen und Daten können jederzeit ohne Vorankündigung geändert werden. Sie werden von dem ZAK Inkasso Group Corp. Europa unverbindlich und unter Ausschluss jeglicher Garantien oder Zusicherungen angeboten.“

Auf der Webseite wird versprochen “ wir holen ihr Geld zurück“ und unter Haftungsausschluss werden sämtliche Informationen und Daten unter Ausschluss jeglicher Garantien oder Zusicherungen angeboten. Hier kann sich jeder selbst seinen Reim darauf machen.

Inkasso Russisch (www.russen-inkasso.com)


Auch diese Seite wird von der Firma ZAK Inkasso Group Corp. Europa betrieben, hier gilt das oben Gesagte.

„FAULE AUSSENSTÄNDE? IHR SCHULDNER ZAHLT NICHT?

Sie können diesem Treiben, einen hochwirksamen Riegel vorschieben und bei Ihrem Schuldnern einen unzähmbaren Rückzahlungswunsch wecken. Nutzen Sie ZAK Inkasso Group Corp. EuropaSpezialist in Geld eintreiben auf russische Art.

WIR HOLEN IHRE FORDERUNGEN.

Geld eintreiben & Forderung eintreiben auf russische Art mit unserem Inkasso Team aus Moskau!

Durch unsere enge und einzigartige Zusammenarbeit mit den öffentlichen Behörden, sind wir in den gesamten Osteuropäischen Staaten sehr effektiv.

Ein Inkassobüro sollte für Sie das Forderungsmanagement aktiv übernehmen. Zuerst werden herkömmliche Inkassounternehmen versuchen den Schuldner mit schriftlichen Mahnungen zur Zahlung zu bewegen. Auch Vergleichsvereinbarungen oder Ratenzahlungen werden diese Inkasso Büro´s versuchen auszuhandeln. Sollte dies zu keiner Einigung führen, wird das Mahnverfahren eingeleitet. Überwiegend ist dies erfolglos. Daher haben wir unsere eigene Methode entwickelt. Am besten Sie lassen sich einfach mal von ZAK-Inkasso beraten welche Möglichkeiten es in Ihrem Fall gibt.“

Abruf von der webseite am 15.01.2016

Moskau Inkasso (www.moskau-inkasso.com)


Auch hier handelt es sich um einen Trupp von Geldeintreibern ohne Zulassung für den deutschen Markt. Die Seite besitzt noch nicht einmal ein Impressum. Die Firma sitzt in Bosnien (Mostar) und deshalb ist ihr schwer beizukommen. Ist jedoch ein deutscher Gläubiger der Auftraggeber und der Schuldner zeigt eine Nötigung an, so wird der Auftraggeber die strafrechtlichen Konsequenzen tragen müssen.

Was sagen seriöse Inkassounternehmen zu diesen Methoden?

Die Unternehmen, die sich als Moskau Inkasso bezeichnen oder mit ähnlich wirksamen Namen schmücken, spielen bewusst mit den Klischees, die teilweise über das Forderungsmanagement herrschen. So werben die Teams rund um das Russeninkasso auch gerne mit ihrem harten Einsatz, der sich jedoch noch im gesetzlichen Rahmen befinden soll. Dass dies nicht immer der Fall ist, beweisen einige Anzeigen von Schuldnern, die den Geldeintreibern versuchte Nötigung vorwerfen. Viele Gläubiger wissen hierbei gar nicht, dass auch sie sich strafbar machen können, wenn sie ein Russeninkasso beauftragen oder generell Geldeintreiber, die keine Erlaubnis für das Forderungsmanagement besitzen.

Das weiß auch der Bundesverband Deutscher Inkasso Unternehmen (BDIU) und distanziert sich daher entschieden von Inkasso Team Moskau und sonstigen Moskauinkasso Unternehmen.

Quelle: https://www.culpa-inkasso.de/de/News/2012/geldeintreiber-moskau-inkasso-russen

Fazit:

Haben Sie Probleme mit offenen Forderungen, so sollten Sie möglichst umgehend reagieren und professionellen Beistand holen. Je schneller sie dieses tun, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit die Forderung doch noch einzutreiben. Wir vermitteln Ihnen hierzu das passende und seriöse Inkassounternehmen für ihren speziellen Fall.
Von Inkassodienstleistungen oder Geldeintreibern ohne Inkassozulassung sollten Sie aber die Finger lassen – Sie machen sich gegebenenfalls als Auftraggeber derartiger Anbieter strafbar.


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