Das Zahlungsverhalten in Deutschland hat sich auf hohem Niveau weiter verbessert.
Hier drucken wir noch eine Pressemitteilung des BDIU (Bundesverband Deutscher Inkassounternehmen) vom 25. Juni 2015 ab, da das Thema von großer Relevanz ist.
In ihrer Halbjahresumfrage melden 64 Prozent der Inkassounternehmen, dass Rechnungen jetzt genauso gut wie vor sechs Monaten bezahlt werden. 20 Prozent haben sogar eine noch bessere Zahlungsmoral beobachtet. Grund ist die gute Konjunktur, verbunden mit einer niedrigen Arbeitslosigkeit und einem für Unternehmen wie für Verbraucher attraktiven Investitionsklima.
Inkassobüro finden
Daher gehen auch die Firmeninsolvenzen weiter zurück. Der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) prognostiziert bis Ende des Jahres etwa 22.500 Verfahren (2014: 24.085). Auch die Verbraucherinsolvenzen gehen zurück – auf voraussichtlich rund 82.000, nach 86.298 in 2014.
Hauptgrund, warum Verbraucher schlecht zahlen, ist Überschuldung (81 Prozent der Inkassofirmen melden das in der Umfrage), gefolgt von einem unkontrollierten Konsumverhalten (72 Prozent) und einem vorübergehenden Geldmangel (49 Prozent). Nur noch 46 Prozent nennen Arbeitslosigkeit als Grund – vor zwei Jahren lag dieser Wert bei 66 Prozent.
Probleme mit der Rechnungstreue ihrer Kunden haben aktuell das Handwerk (45 Prozent der BDIU-Mitglieder melden das), der Online- beziehungsweise Versandhandel (44 Prozent) sowie die Energieversorgungswirtschaft (37 Prozent). Vergleichsweise gut läuft es im Gastgewerbe – hier berichtet nicht einmal jedes zwölfte Inkassounternehmen von Schwierigkeiten.
Gegen den Trend: Öffentliche Hand zahlt schlechter
Völlig gegensätzlich zum guten allgemeinen Zahlungsverhalten ist die Entwicklung bei öffentlichen Auftraggebern. 86 Prozent der Inkassounternehmen melden, dass deren Zahlungsverhalten unverändert schlecht ist. 11 Prozent berichten sogar von einer weiteren Verschlechterung. »Die öffentliche Hand sollte beim Zahlungsverhalten eine Vorbildfunktion haben«, mahnt BDIUPräsident Wolfgang Spitz. »Ein Grund, warum das leider nicht der Fall ist, dürfte wohl auch darin zu sehen sein, dass viele Städte und Gemeinden selbst über kein gutes, eigenes Forderungsmanagement verfügen.«
Alleine die Kommunen haben in Deutschland derzeit offene Forderungen von über 20 Milliarden Euro. »Durch ein konsequentes Forderungsmanagement könnte dieser Fehlbetrag erheblich reduziert werden.« Spitz verweist auf das Beispiel der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. Diese setzt in Fällen, wo sie selbst Forderungen nicht realisieren kann, auf Verwaltungshilfe durch Inkassounternehmen. Spitz: »Das bringt Mehreinnahmen, mit der die Stadt zum Beispiel Kinderspielplätze bezahlt oder Schlaglöcher auf den Straßen stopft.«
Trend-Eintrübung bei jungen Schuldnern
Ein weiteres Thema der Inkassoumfrage ist das Zahlungsverhalten junger Verbraucher. 57 Prozent der BDIU-Firmen bemängeln, dass 18- bis 24-jährige Verbraucher Rechnungen schlechter begleichen als über 25-Jährige. Noch vor zwei Jahren lag dieser Wert nur bei 45 Prozent.
Die häufigsten Gläubiger jüngerer Verbraucher sind Online- beziehungsweise Versandhändler. 89 Prozent der Inkassounternehmen bestätigen das. 82 Prozent berichten, dass zu hohe Konsumausgaben der Grund sind, warum jüngere Verbraucher Schulden haben. »Vielen von ihnen mangelt es offenbar an Finanzkompetenz«, so BDIU-Vize Marion Kremer.
Inkassobüro suchen
Kremer begrüßt daher den Vorschlag von Bundesbildungsministerin Wanka, ein Fach »Alltagswissen« einzuführen, in dem junge Menschen unter anderem lernen sollen, richtig mit Handyverträgen umzugehen.
Kremer weist darauf hin, dass die Inkassowirtschaft schon seit langem die Einführung eines Schulfaches »Umgang mit Geld« fordere. »In einem solchen Fach sollten Kinder auch zur Eigenverantwortung angeleitet und ermutigt werden. Unsere Gesellschaft und unser Wirtschaftsleben werden immer facettenreicher. Das erfordert von jungen Menschen heute mehr noch als früher die Fähigkeit, Dinge kritisch zu hinterfragen. Das ist mindestens so wichtig wie die Wissensvermittlung in Fächern wie Mathematik, Physik oder Deutsch.«
Quelle: Pressemitteilung des BDIU